Zscheiplitz
- Unstrut-km: 7,3 li
- Postleitzahl: 06632
- Tel.-Vorwahl: 034464
Zscheiplitz liegt zwischen Laucha und Freyburg am Ostrand des kleinen Kalksteinplateaus des Schafberges hoch über dem Engtal der Unstrut auf der linken Uferseite. Es bestimmt mit seinen historischen Bauten die Silhouette dieses Talabschnittes.
Geschichtliches:
- In unmittelbarer Umgebung des Ortes wurden mehrere neolithische Grabhügel gefunden, die auf eine Siedlung in dieser Zeit hindeuten.
- Eine Siedlung der späteren Bronzezeit bis frühen Eiszeit liegt zwischen dem Lehngut und dem Steinbruch.
- Der Ort wurde im 10. Jh. gegründet. 1085 wurde "Sciplice" erstmalig erwähnt. Der Ortsname ist slawischen Ursprungs und dürfte auf den sorbischen Personennamen "sip-l" zurückgehen.
- Zum Schutze der Unstrutfurt existierte eine Befestigung auf dem St. Martini Berg nahe beim heutigen Zscheiplitz.
- Die Pfalzgrafen von Sachsen verlegten 1041 ihre Residenz von Goseck auf diesen Berg und nannten sie Weißenburg. Dort residierte Pfalzgraf Friedrich III. bis zu seiner Ermordung 1085.
Die Sage bringt Landgraf Ludwig der Springer mit diesem Verbrechen in Verbindung, er hatte mit Friedrichs Gemahlin Adelheit ein Verhältnis. Ludwig und Adelheit planten den Mord an Friedrich, der erschlagen wurde, als er zur Jagd ritt. Ludwig geriet in Verdacht und wurde im Turm der Burg Giebichenstein Halle eingekerkert. Von dort gelang ihm die Flucht durch einen Sprung in die Saale (seitdem der Beiname "der Springer"). Noch bevor ein Jahr vergangen war, heiratete Ludwig Friedrichs Witwe. - 1089 wandelten Ludwig und Adelheid die Weißenburg in ein Benediktinerinnenkloster St. Martini um. In der Folgezeit wurde die Burg mehrfach umgebaut. Adelheid soll zur Sühne an den Mord später selber in diesem Kloster gelebt haben. Am 11.10.1110 ist sie dort gestorben. Man sagt, sie habe bis heute keine Ruhe gefunden und geht noch immer als "Weiße Frau" auf der benachbarten Neuenburg um. Nach ihrem Tod übereignete Ludwig das hiesige Kloster dem Kloster Reinhardsbrunn, was vermutlich die Entwicklung des Zscheiplitzer Klosters gehemmt hat. Durch die Ernennung eines Priors von Zscheiplitz 1203 wurde das Kloster erstmals urkundlich erwähnt. Später war das Kloster Versorgungsanstalt für unverheiratete Töchter des Adels. 1540 war es noch mit 11 Klosterfrauen besetzt. Nachdem die Nonnen ausgestorben waren, hat man das Gelände zu einem Rittergut umgebaut.
- Besonders die Schweigenberge, die Reußen und das Gebiet um die Zeddenbacher Mühle waren Schauplätze blutiger Auseinandersetzungen. Auf den Schweigenbergen standen 1813 Napoleons Kanonen, um den Rückzug seiner in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagenen Armee zu decken. Das Rittergut erlangte strategische Bedeutung zur Deckung des Unstrutübergangs bei Zeddenbach und Freyburg.
- Westlich des Ortes, auf dem Schafberg, befand sich ein Steinbruch, dessen Kalksteine im Kalkofen zu Dünge- oder Futterkalk verarbeitet wurden. Den Kalk transportierte man mit Loren zur Unstrut und dort per Schiff weiter. Später gab es eine Seilbahn vom Schafberg über den Fluss bis zur Bahnverladestelle in Balgstädt. Abgestürzte Loren sollen noch heute auf dem Grund der Unstrut liegen, die hier etwa 10 m tief ist. Die Anlage wurde in den 60-er Jahren stillgelegt.
- Aus der Klosterwirtschaft entstand ein Lehngut. Es war bis 1945 Saatzuchtgut. Mit der Bodenreform ging der Grundbesitz des Lehngutes an die LPG Gleina. Als Folge wurde dann Zscheiplitz an die Gemeinde Gleina angeschlossen.
- Von 1985-95 kämpfte eine örtliche Bürgerinitiative gegen den Verfall der Klosterkirche, ließ umfangreiche Renovierungen vornehmen.
- Der Geschichtslehrpfad entlang der historischen Bauten und Steinkreuze entstand 1994.
Sehenswürdigkeiten:
- Von der mittelalterlichen Weißenburg sind noch Reste der Ringmauer mit 2 Mauertürmen und der Grabenanlage erhalten. Vom Nonnenturm, dem kleineren mit der quadratischen Grundfläche, bietet sich eine gute Aussicht über das Unstruttal und auf die Stadt Freyburg.
- Vom ehemaligen Kloster ist nur noch die Klosterkirche übriggeblieben. Sie liegt auf einem Bergsporn und stammt aus dem 12. Jh. Das langgestreckte Schiff der Saalkirche wurde im 13. Jh. für eine Nonnenempore nach Westen erweitert sowie mit einem kapellenartigen Anbau an der Nordseite versehen. Die Kirche hat einen Chorturm mit halbrunder Apsis, rundbogigen Schallöffnungen und Spitzhelm. Aus der 2. Hälfte des 15. Jh. existiert noch ein Rest eines Epitaphs und einige spitzbogige Maßwerkfenster und Portale an der Südseite.
- Eine kleine Kanone in unmittelbarer Nähe von Burg und Kirche soll an die historischen Kämpfe von 1813 erinnern, als hier Napoleons Kanonen standen.
- Die Zeddenbachmühlebefindet sich südöstlich vom Ort an der Unstrut, nahe der Schleuse. Dort lag einst der Ort "Zidamacha". Schon im 11./12. Jh. wurde an dieser Stelle eine Klostermühle erwähnt. Vor 1900 wurde die Mahlmühle mit Wasserkraft betrieben und besaß einen Ölschlag und eine Brettmühle. Im Klinkerbau von 1866 treiben seit 1911 Wasserturbinen das Mahlwerk an. Die Mühle ist noch immer funktionsfähig und heute die letzte noch arbeitende Mühle an der Unstrut. Das Wohnhaus der Mühle stammt von 1770.
Führungen sind nach Absprache mit dem Mühlenbesitzer Herrn Erhard Schäfer möglich, Tel. 27380. - Ausflugsziele:
- Das "Sühnekreuz" steht ca. 750m nordöstlich von Zscheiplitz. An dieser Stelle soll Pfalzgraf Friedrich III. am 5.2.1085 ermordet worden sein. Das damals aufgestellte Holzkreuz mit eingehauenem Spieß wurde später durch einen 3 Fuß hohen Kalkstein ersetzt.
- Der Rest eines alten Kalkbrennofens ist auf dem Schafberg zwischen Zscheiplitz und Weischütz zu sehen. Dort wurden Kalksteine aus dem benachbarten Steinbruch zu Dünge- oder Futterkalk verarbeitet. Er war etwa 20 m hoch und hatte einen Durchmesser von 3,5m. Im Inneren des gemauerten Rundturms befand sich ein Stahlbehälter als eigentlicher Brennraum, der mit Koks beheizt wurde. Die Beschickung des Ofens und auch der Abtransport des gebrannten Kalks erfolgte mit Loren. Ein paar Schienenreste gibt es auch noch.
- Der "Magdstein" steht ca. 500m nordöstlich von Zscheiplitz. Eine Ergänzung der Sage zu Friedrichs Ermordung berichtet, daß eine treue Magd von den Mordplänen erfahren hatte und den Pfalzgrafen warnen wollte. Sie rannte ihrem Herren in den Wald hinterher, doch ehe sie ihn erreichte, brach sie vor Erschöpfung tot zusammen. Dort wurde dieser Gedenkstein aus Muschelkalkstein errichtet.
- Das Bodelschwingh-Denkmal wurde 1896 zu Ehren des preußischen Staatsministers Bodelschwingh aufgestellt, der hier bei den Kämpfen gegen Napoleons Truppen schwer verletzt wurde.
Wandern und Radwandern:
- Der Unstrutradweg führt an der Zeddenbachmühle über die Unstrutbrücke. Bei Zscheiplitz geht er direkt am Unstrutufer, also unterhalb von Zscheiplitz, entlang. Wer mehr von der Gegend und von den Zscheiplitzer Sehenswürdigkeiten sehen möchte, folgt den Ausschilderungen des Hauptwanderweges und quält sich den Berg hinauf und über die etwas holprigen Wege. Es lohnt sich!
- Der Hauptwanderweg Saalfeld-Bad Frankenhausen (Teilstrecke Naumburg - Roßleben ca. 50km, Markierung - blauer Querstrich) führt über einige Aussichtspunkte und am Kalkofen vorbei. Er führt über den Schafberg und durch Weischütz nach Laucha oder in der Gegenrichtung über die Schweigenberge nach Freyburg und weiter zum Blütengrund bei Naumburg.
- Der Geschichtswanderweg Zscheiplitz (Markierung - grüner Diagonalstrich) führt über Sühnekreuz, Bodelschwinghdenkmal, Buttlau, Nickelchen.
- Der Rundweg Weißenfels - Eckartsberga - Weißenfels (insgesamt 82 km, Markierung - gelber Querstrich) führt an der Zeddenbachmühle vorbei, von dort über Freyburg - Großjena nach Weißenfels oder über Balgstädt am Hasselbach entlang in Richtung Eckartsberga.
- Durch Balgstädt am gegenüberliegenden Unstrutufer verläuft der "Finneweg" von Freyburg nach Rastenberg (ca. 30 km, Markierung - rotes Dreieck).
Freizeit und Erholung:
- Die Weinstraße Saale-Unstrut führt durch Zscheiplitz.
- Gaststätten und Unterkünfte:
- Gasthaus Pretzsch, Am Anger 6, Tel. 27311
- Restaurant "Zur Feiße", mit Freisitz über dem Unstrut-Mühlgraben, Mühle Zeddenbach 1, Tel. 66400, Fax 27432
Verkehrsanbindungen:
- Bundesstraßen:
- B176 Sömmerda - Bad Bibra - Laucha - Freyburg - Weißenfels
- B180 Zeitz - Naumburg - Freyburg - Eisleben - Aschersleben (ab Freyburg ca. 2km Landstraße)
- Bahnverbindungen:
- nächster Bahnhof in Balgstädt (auf direktem Weg nur zu Fuß oder per Fahrrad zu erreichen), ansonsten in Freyburg (ca. 3km entfernt), Unstrutbahn - Verbindungen nach Laucha, Karsdorf, Vitzenburg, Nebra, Freyburg, Naumburg
- Busverbindungen:
- nach Naumburg, Laucha, Freyburg, Gleina, Bad Bibra, Querfurt,
Informationen:
- Freyburger Fremdenverkehrsverein e.V., Markt 2, Tel. 27260, 19433, Fax 27376
- www.freyburg-info.de
- Verbandsgemeinde Unstruttal, Markt 1 06632 Freyburg (Unstrut), Tel. 034464/30020, Fax 034464/30060
Nächster Ort flussabwärts: Freyburg