Plötzkau
- Saale-km: 45,0 li
- Postleitzahl: 06425
- Tel.-Vorwahl: 034692
Plötzkau liegt am linken Saaleufer am Rande der Hochterrasse des Flusses 11 km südwestlich der Kreisstadt Bernburg.
Geschichtliches:
- 1049 erfolgte die erste urkundliche Erwähnung in sächsischen und Magdeburger Analen. Die Edlen von Kakelingen kamen aus dem Raum Hecklingen nach Plötzkau und errichteten eine Höhenburg an der Saale. Bernhard I. führte ab 1069 den Titel Graf von Plötzkau.
- Der Untergang dieses Geschlechts trat mit dem Tod von Konrad II. 1132 und dem seines Bruders und Nachfolgers Bernhard II. 1147 ein. Graf Konrad II., Markgraf der Nordmark, den man wegen seines mitfühlenden Herzens auch "Sachsenblume" nannte, wurde um Weihnachten 1132 in Italien durch einen Pfeil aus dem Hinterhalt tödlich verwundet. Er ist nur 25 Jahre alt geworden. Man hat ihn in der Ahnengruft in Kakelingen beigesetzt.
1139 zerstörten die Welfen Burg Plötzkau. Graf Bernhard II. bemühte sich um Ausgleich durch seine Teilnahme an einem Kreuzzug, starb 1147 ohne Nachkommen im Morgenland. - Der Sage nach beeinflußten zauberkundige Zwerge das Geschehen zur damaligen Zeit. So ist der frühe Tod der Grafen Konrad und Bernhard darauf zurückzuführen, dass ihr Vater Helprich den Zwergen ein kostbares Wunderhorn entrissen hat und es trotz eines düsteren Orakels der Zwerge behielt.
- 1152 wurde Albrecht von Askanien (Albrecht der Bär) von König Barbarossa (Friedrich I.) als Herrscher über Plötzkau eingesetzt. 1170 starb Albrecht und sein Sohn Bernhard wurde Graf von Anhalt und 1180 Herzog von Sachsen.
- Die Burg war bis 1400 Rittersitz. 1422 starb die Linie der Herzöge von Sachsen-Wittenberg aus und die Burg Plötzkau erhielten Friedrich und Hans von Hoym sowie Henning und Dietrich von Freckleben als Lehen.
- 1436 starben die Herren von Freckleben auf Plötzkau aus und die von Hoym verließen die Burg mit einer Entschädigung. Seitdem war Plötzkau als erledigtes Lehen anhaltischer Besitz.
- Fürst Bernhard begann 1566 mit dem Bau des Schlosses, starb jedoch 1570. 1573 wurde der Bau durch Fürst Joachim Ernst vollendet. Dieser starb 1586.
- 1603 wurde Sohn Christian I. Hausherr des Schlosses. Er verkaufte es 1611 für 100000 Taler an seinen Bruder August.
- 1623 erhielt Plötzkau eine Schar Lehensreiter und 20 Kriegsknechte. Damit besaß das souveräne Fürstentum eine eigene Armee. August von Anhalt-Plötzkau regierte die 40 Quadratkilometer Land mit 2000 Bewohnern, die in den Orten Plötzkau, Großwirschleben, Bründel, Bullenstedt, Osmarsleben, Aderstedt und einem Teil des Dorfes Gröna lebten, als absoluter Herrscher. Er regelte die Verwaltung, prägte Münzen, belehnte die Untertanen und hielt Gericht über Leben und Tod. Anhalt-Plötzkau war der kleinste jemals in Deutschland existierende souveräne Staat. Zu der Zeit erlebte das Schloss seine Blütezeit. August gilt als Stifter der Linie Anhalt-Plötzkau.
- 1625 wütete im anhaltinischen Land der 30-jährige Krieg und in Plötzkau quartierte sich, verbunden mit Verwüstung, Raub, Qual, Schande und Mord, das spanische Avendanoesche Reiterregiment ein. Fürst August verhinderte das Niederbrennen der Burg durch Diplomatie.
- Als August 1653 starb, hinterließ eine Schuldenlast von 500000 Talern. Danach herrschten drei der acht Söhne von Albrecht gemeinsam in Plötzkau.
- Das Fürstentum Anhalt-Plötzkau erlosch und Nachfolger wurden die Fürsten Friedrich und Wilhelm von Harzgerode-Bernburg bis zum Tode von Wilhelm im Jahre 1709. Plötzkau fiel als Amt an Anhalt-Bernburg zurück. Ab 1715 residierte der Bernburger Fürst Victor Friedrich für einige Zeit hier.
- 1741 waren eine japanische Lackwarenfabrik und danach eine Tuchwarenfabrik auf dem Schloss untergebracht.
- Ab 1778 wurden Vieh- und Jahrmärkte auf dem Schloss und später im Ort abgehalten. Die herbstliche Pflaumennachlese war mit einem großen Pflaumenkuchenbacken verbunden. So entstand der Pflaumenkuchenmarkt.
- Plötzkau entwickelte sich in dieser Zeit zu einem Gutsdorf mit etlichen kleinen und einigen großen Bauernhöfen.
- Von 1841 bis 1884 war das Schloss eine Straf- und Besserungsanstalt für "Trunkenbolde, Landstreicher und arbeitsscheue Elemente" und wurde am 1.10.1884 Teil der Domäne.
- Nach dem 2. Weltkrieg waren Umsiedlerfamilien bis in die Mitte der 70-er Jahre im Schloss untergebracht. Danach begannen Erhaltungs- und Sicherungsarbeiten und nach der Wende die Restaurierung der Schlossanlage, die zu den bedeutenden Renaissancebauten in Sachsen-Anhalt gehört.
Sehenswürdigkeiten:
- Das Schloss Plötzkau entstand auf den Umrissen einer mittelalterlichen Feudalburg auf einem Felsvorsprung über der Saale. Das 1566-73 im Rennaissancestil errichtete Wohnschloss der Askanier birgt in seinen Untergeschossen noch gotische und romanische Elementen der Vorgängerbauten. Die Dachgeschosse haben Querhäuser mit schönem Giebelschmuck. Der Bergfried wurde um 2 Stockwerke erhöht, hat im Dachbereich vier Renaissancegiebel und ist 37 m hoch. Die unteren 3 Geschosse des Turmes waren einst das Burgverlies, welches nur vom 4. Geschoss über eine Leiter zugänglich war. Das Schloss hat mehr als 70 bewohnbare Zimmer und 21 Querhäuser. Vor dem Torhaus befand sich früher ein Graben über den eine Zugbrücke führte. Jenseits des Grabens steht das Prinzenhaus, das bis 1655 als Münzstätte diente und die Wohn- und Werkräume für die Münzmeister enthielt. Ein großer Kamin im Fürstensaal hat einen mit zwei farbenprächtigen Wappen verzierten Sandsteinaufsatz von 1567: links das Wappen der Askanier bestehend aus neun Schilden, rechts das Wappen der Fürstin Clara mit 4 Löwen-Schilden. Heute angeboten werden z.B. Schlossbesichtigungen mit festlichem Schmaus, sowie schaurigen, amüsanten Geschichten und Ritterspiele wie zu Ritterzeiten. Öffnungszeiten Schloss und Café: Die-Do 12.30-20.30 Uhr, Fr-So 12-24 Uhr, Tel. 31471, 31621, Café: 31549, Fax 31011.
- Die Kirche von Plötzkau steht westlich des Schlosses und stammt wahrscheinlich aus dem Jahr 1228 (Umfassung und Turmunterbau). 1864/65 wurde der Turm umgebaut und 1893 das kreuzförmige Schiff in gotischen Formen erneuert. Das vermauerte Portal im Kircheninneren verbirgt unter dem Altar die Fürstengruft mit fünf Särgen, darunter die des Fürsten August von Anhalt-Plötzkau und seiner Gemahlin Sibylle, geborene Gräfin von Solms-Laubach.
Wandern und Radwandern:
- Das Naturschutzgebiet "Auenwald Plötzkau" ist ein sehr kleines Gebiet. Der Auenwald ist die natürliche Vegetationsgesellschaft großer Flussniederungen und war ursprünglich über das gesamte Überschwemmungsgebiet der Saale verbreitet. Große Rodungen im Mittelalter und Flussregulierungen haben dazu geführt, dass heute nur noch Reste solcher Auenwälder erhalten sind. Durch die Auenlandschaft führt ein ca. 1km langer Naturlehrpfad mit Schautafeln zu charakteristischen Bäumen und Sträuchern. Der Lehrpfad beginnt an nordöstlich des Schlosses.
- Der Saaleradweg führt bei Plötzkau am linken Saaleufer durch das NSG Plötzkauer Auenwald. Stieleichen, Eschen, Ulmen- und Ahornarten dominieren in diesen Wäldern. Per Rad sind die Orte Alsleben im Süden und Bernburg im Norden erreichbar.
Freizeit und Erholung:
- Gemeindebibliothek Plötzkau, Öffnungszeiten: Die+Fr 17-18:30 Uhr, oder nach Vereinbarung Tel. 31688
- Gaststätten und Unterkünfte:
- SchloßSchänke zu Plötzkau, Schloßhof, Röhrstr. 4, Tel. 31549, Fax 31011
- "Sportlerklause", Am Bleichplan, Tel. 31644
- "Zur Laube", Saalgasse 9, Tel. 31563
- Gaststätte "Zum Dorfkrug", Florian-Geyer-Str. 8, Tel. 31944
- Pension Bauer Heinemann, Röhrstrang 4, Tel. 31745, Mobil 0172/7894865
Regelmäßige Veranstaltungen:
- Der Pflaumenkuchenmarkt findet jährlich im September statt. Er ist aus Viehmärkten hervorgegangen. Nachdem die Obstplantagen nach der Ernte von den Besitzern zum "Stoppeln" freigegeben wurden, begannen die Bewohner mit der Nachlese und das Pflaumenstoppeln war besonders beliebt. Anschließend fand das Pflaumenkuchenbacken mit begleitendem Markttreiben und feucht-fröhlichen Feierlichkeiten statt.
Verkehrsanbindungen:
- Autobahn:
- A14 Halle - Magdeburg, Anschlussstelle 11 - Plötzkau (ca. 3km entfernt)
- Bundesstraßen:
- B185 Aschersleben - Bernburg (6km entfernt)
- B6 Aschersleben - Könnern - Halle - Leipzig (5km entfernt)
- Bahnverbindungen:
- nächster Bahnhof in Bernburg (9km entfernt), Strecke Calbe - Nienburg - Bernburg und Strecke Aschersleben - Bernburg - Köthen - Dessau
- Busverbindungen:
- nach Bernburg, Alsleben, Ilberstedt
Informationen:
- Gemeinde Ploetzkau, Hauptstraße 25, 06425 Plötzkau, Tel./Fax: 034692/31621
- Bernburger Freizeit GmbH, Lindenplatz 9, 06406 Bernburg, Tel. 03471/626096, Fax: 626098
- Fremdenverkehrsverband Bernburg und Anhalt e.V., Solbadstr. 2, 06406 Bernburg, Tel. 03471/301204
Nächster Ort flussabwärts: Aderstedt