Blick zum Schloss Wettin

Wettin

  • Saale-km: 71,7 re
  • Postleitzahl: 06198
  • Tel.-Vorwahl: 034607

Wettin liegt 25km nördlich von Halle im Landschaftsschutzgebiet "Unteres Saaletal". Die am rechten Ufer der Saale gelegene Bergstadt wird nicht zu Unrecht als die Perle des Saalkreises bezeichnet. Mit ihren steilen, engen Gässchen schmiegt sich die mittelalterliche Stadt an die Stammburg der Wettiner an.

Geschichtliches:

  • Slawen errichteten als erste auf dem Porphyrfelsen hoch über dem Saaleufer eine Burg.
  • In karolingischer Zeit bewachte ein Grenzkastell den alten Flussübergang am Fuße der Burg.
  • 961 erfolgte die erste Erwähnung als "civitas Vitin", Otto I. erteilte dem Ort das Marktflekkenrecht. "Vit" bedeutet Willkommen, so nannten die Slawen ihre Burg, woraus sich der Name Wettin ableitete.
  • Die Burg wurde vom Geschlecht der Budziker beherrscht. 1035 ließ Thimo, der Sohn von Dietrich II., die gesamte Anlage ausbauen und 1050 einen Bergfried auf der Oberburg erbauen. Das auf der Burg ansässige Grafengeschlecht nahm im 11. Jh. den Namen "von Wettin" an und herrschte 829 Jahre ohne Unterbrechung. Thimos Sohn, Graf Konrad von Wettin, war der eigentliche Begründer des sächsischen Fürsten- und Königshauses.
  • Von ihrem Kerngebiet an der Saale stiegen die Wettiner im 12. Jh. zu einem der mächtigsten deutschen Fürstengeschlechter auf. Nach dem Eintritt Konrads von Wettin in das Kloster auf dem Petersberg im Jahre 1156 wurde der Besitz unter seinen 5 Söhnen aufgeteilt, was die Herausbildung der unterschiedlichen Linien des Wettiner Herrschaftsbereiches zur Folge hatte. Sohn Heinrich erhielt die Grafschaft Wettin und ließ die Burganlage umbauen.
  • Mit dem Tod Heinrichs III. starb 1217 die Wettiner Linie des Grafenhauses aus und gelangte in den Besitz der Brehnaer Linie, die sich fortan Grafen von Brehna – Wettin nannten.
  • 1288 wurde die Burg an die Erzbischöfe von Magdeburg verkauft. Das Dokument "Verkauf der Grafschaft Wettin an das Erzstift Magdeburg" bezeichnet den Ort erstmals als städtische Siedlung.
  • Die Unterburg wurde 1446 an die Familien von Ammendorf und Aus dem Winkel verkauft, Teile der Oberburg überließ man 1593 an den Administrator Joachim Friedrich von Magdeburg. Mitglieder der Familie aus dem Winkel, denen der Stadtflügel der Burg gehörte, bauten um 1600 den Winkelturm mit seiner Kapelle (1606) als Verbindungsstück zum Saaleflügel.
  • Der 30-jährige Krieg verursachte große Schäden in Stadt und Burg.
  • 2 Brände im Jahre 1660 zerstörten fast die gesamte Stadt.
  • In Wettin bestimmte vorrangig Landwirtschaft die Entwicklung. Die Burganlage wurde nun zunehmend als Scheunen und Ställe genutzt.
  • 1680 kam Wettin an Kurbrandenburg.
  • 1701 entstand aus dem alten Burgamt und dem Amt Wettin die königliche Domäne.
  • Die reichen Steinkohlenlager hat man 1466 entdeckt, nachdem bereits 1380 erste Kohlegruben erwähnt wurden, und für das Salzsieden in Halle verwendet. Nach dem 30-jährigen Krieg lebte der Bergbau erst 1691 wieder auf. 1714 wurde das königliche Bergamt Wettin errichtet, 1725 gab es 20 Gruben, in denen 500 Bergleute arbeiteten. 1893 wurde der Bergbau eingestellt.
  • Die Steinkohlenschätze Wettins bildeten neben Schiffahrt, Fischerei, Korbmacherei und Bierbrauerei die wirtschaftliche Basis der "Bergstadt". Stadtmauer und - tore fielen der sich ausweitenden Stadt zum Opfer. Aus der einstigen Ackerbürger- und Fischerstadt entwickelte sich eine Bergarbeitersiedlung. Zur Blütezeit des Bergbaus lebten fast 7000 Menschen in der Stadt.
  • 1803 erwarb Prinz Ferdinand von Preußen die Burg für seinen Sohn Louis, der jedoch schon 3 Jahre später starb. 1814 wurden Ober- und Unterburg preußische Domäne.
  • 1925 kaufte der Thüringisch-Sächsische Geschichtsverein die Unterburg auf, um die Fremdnutzung durch die Landwirtschaft zu beenden, und sie wieder zu ihrer kulturell-historischen Bedeutung zurückzuführen. Eine Bibliothek und ein Museum wurden eingerichtet. Weitere Plänen machte der 2. Weltkrieg zunichte.
  • 1882 wird die Pontonbrücke von der Burg Giebichenstein nach Wettin transportiert und dem Verkehr übergeben. Seit dem 2. Weltkrieg ist die Stadt wieder ohne Brücke, eine Fähre verkehrt zwischen den beiden Ufern.
  • 1900 fand die Fahnenweihe des Schiffervereins statt.
  • Seit 1905 wurde Mehl an der Mühle und 1910-35 wurden Bruchsteine aus dem Steinbruch "Meye" auf Schiffe verladen. 1912 wurde die Getreide-Sauganlage an der Mühle fertiggestellt; sie war bis 1990 in Betrieb.
  • Nach dem 2. Weltkrieg, der auch hier wichtiges Kulturgut zerstört hatte, wurde in der Burg eine Schulungsstätte der SED eingerichtet, später die Fachschule für landwirtschaftliche Finanzwirtschaft und Schäfer.
  • Von den einst 30 Schiffseignern (1930) waren noch 6 in Wettin verblieben. Der Schifferverein hatte 74 Mitglieder, 40 Jahre später waren es nur noch 26.
  • 1954 konnte der 1938 begonnene Schleusenneubau eröffnet werden. Mit der Fertigstellung dieser Schleppzugschleuse konnten jetzt Schiffe bis zu einer Tragfähigkeit von 750 t, einer Länge von 67 m und einer Breite von 8,2 m die Saale bis zum Hafen Halle-Trotha befahren.
  • Die Stadt mit ihrer interessanten Vergangenheit schickt sich in der Gegenwart an, Altes zu erhalten. Die Befestigungsanlage steht heute unter Denkmalschutz und wird, wie auch der historische Altstadtkern, liebevoll restauriert. Traditionen sollen belebt und gepflegt werden. Die Fürstenstraße der Wettiner, deren Mittelpunkt das Stammschloß des gleichnamigen Fürstengeschlechts ist, will als erste Ferienstraße Mitteldeutschlands die reiche Kultur- und Naturlandschaft für den Touristen erschließen.

Sehenswürdigkeiten:

  • Das Stammschloss der Wettiner ist mit Sicherheit älter als die Stadt. Der aus Ober- und Unterburg und einer 1 km langen Befestigungsanlage bestehende Burgkomplex wurde mehrfach verändert, zuletzt im 19 Jh. grundlegend umgebaut .Von der spätmittelalterlichen Anlage ist u.a. der Turm der Unterburg von 1606 erhalten. Über Jahrhunderte hinweg anderweitig genutzt, beherbergt die Burg heute ein Gymnasium für bildende Kunst des Saalekreises. Zwei kleine Ausstellungen geben einen Einblick in die Geschichte der Burg und der Stadt.
  • Der Bismarkturm steht auf der Kuppe eines Porphyrkegels, dem "Großen Schweitzerling", (143,5 m NN). Er ist 21 m hoch und wurde in 7-monatiger Bauzeit (1904/05) erbaut, 1991 wieder instand gesetzt. Von ihm genießt man einen herrlichen Rundblick in das Land Sachsen-Anhalt. Öffnungszeiten: April bis Okt. Sa/So 12-18 Uhr oder nach Vereinbarung. Wenn die Fahne auf dem Bismarckturm weht ist geöffnet.
  • Das schöne Renaissance-Rathaus von 1662 zeugt von Bürgerstolz und Wohlhabenheit.
  • Die spätgotische Pfarrkirche St. Nicolai hat ihren Ursprung wahrscheinlich in 12. Jh. (romanische Fenster im Turm), denn 1290 wurde durch den Erzbischof von Magdeburg der Altar eingeweiht. 1589 wurde der Glockenturm um etwa 1 Stockwerk erhöht und mit einer Glocke bestückt. Zwischen 1609 und 1615 wurde die Kirche grundlegend erneuert. Im 19. Jahrhundert entstanden einige Anbauten, welche jedoch bei einer Restauration 1900 größtenteils wieder entfernt wurden. Evangelisches Pfarramt Wettin, Könnernsche Str. 3, Tel. 20434, Fax 20451, eMail: paw.schuster@t-online.de
  • Die ehemalige Pögeritzmühle liegt am linken Saalearm. Noch bis 1991 wurde Brotmehl hergestellt.
  • Museum Wettin, Burg Str. 4, Tel. 20543, Fax. 21864

Wandern und Radwandern:

  • Das kurze Wegstück zwischen Mücheln und Wettin bietet mit dem "Teichgrund" und dem "Lauchengrund" zwei der interessantesten Erosionstäler der Region.
  • Wanderweg "Saaleaue" führt entlang der Saale durch Auenlandschaften.
  • Wanderung "Historisches Wettin" führt durch die Stadt, zum Schweizerling, Bismarckturm und Burggymnasium.
  • Wanderweg "Bergbau" führt am ehemaligen Berbaugebiet, und Schachtgelände, Halden und geologischen Besonderheiten vorbei.
  • Der Saaleradweg folgt dem Lauf des Flusses entlang der Klippen der Brachwitzer Alpen, durch den Kloschwitzer Blütengrund, am Rothenburger Karbonsandstein-Steilufer und der "Weißen Wand" bei Dobis vorbei.
  • Fahrradservice Mohr Könnernsche Str. 23, Tel. 21041

Freizeit und Erholung:

  • Das Fahrgastschiff "Wappen von Wettin" führte Rund- und Charterfahrten durch. Die Schiff wurde nach Halle verkauft und fährt dort als "MS Händel".
  • Mit den Fahrgastschiffen "Stadt Halle", "Peissnitz" und "Saaletal" werden Saalefahrten von Halle mit Halt u.a. in Wettin durchgeführt. Betreiber ist die Reederei Riedel GmbH Halle, Büro auf dem Restaurationsschiff "Rheinpfalz", 06014 Halle, Tel. 0345/2832070, Fax 0345/6845376
  • Bootsservice Wettin, Armin Brade, Lange Reihe 45a, Tel. 34694, Mobil 0174/1336330
  • Gaststätten und Unterkünfte:
    • Silvano's Imbiss (direkt an der Saale, mit Bootsanleger), Tel. 21043
    • Gaststätte "Alt Wettin" mit Biergarten, Lange Reihe 6 Tel. 34771
    • "Burg-Café" und Restaurant, Tel. 20481 und 20265, Fax. 21864
    • "Wettiner Hof", Marktplatz 1, Tel. 20221
    • Wildgaststätte "Jagdhütte", Könnernsche Str. 35, unterhalb des Bismarckturmes, Tel. 20481, Fax 21782

Regelmäßige Veranstaltungen:

  • Pfingsten, Mühlentag mit Mühlenpicknick in der Pögeritzmühle direkt an der Saale (Wehranlage)
  • 2. Augustwochenende Burgfest auf der Stammburg der Wettiner mit Kindermittelaltermarkt

Verkehrsanbindungen:

  • Bundesstraßen:
    • B6 Halle - Könnern - Aschersleben - Quedlinburg (5km Landstraße)
    • B80 Halle - Eisleben - Sangerhausen - Nordhausen (ca. 12km entfernt / Fähre)
    • Fährzeiten Fähre Wettin-Zaschwitz: Mo-Sa 5-22 Uhr, So/Feiertags 6-22 Uhr
  • Bahnverbindungen:
    • nächster Bahnhof in Nauendorf (ca. 5km entfernt), Strecke Halberstadt - Aschersleben - Könnern - Halle
  • Busverbindungen:
    • nach Halle

Informationen:

  • Wettin-Information und Fremdenverkehrsamt, Burgstr. 4, Tel. 20543, Fax 21864, email: Wettin-Information(at)t-online.de
  • Stadt Wettin-Löbejün, Burgstr. 1, Tel. 34403, Fax 34406
  • Verwaltungsgemeinschaft Wettin, Burgstr. 1, Wettin, Tel. 034607/3430
  • "Fürstenstraße der Wettiner" e.V. Geschäftsstelle, Könnernsche Str. 22, Tel. 20544, Öffnungszeiten: Die 9-12 Uhr
  • Heimat und Geschichtsverein Wettin e.V., Werner Kunze, Könnernsche Str. 51, Tel. 21065
  • Schifferverein Wettin e.V., Ansprechpartner: Günter Wittig, Petersbrunnen 6, Tel. 20854

Nächster Ort flussabwärts: Kloschwitz

Saale bei Wettin