Unstrut hinter Auslauf Straußfurt

Wassertourismus auf der Unstrut

Tourenberichte

Mit dem Faltboot von Straußfurt nach Kirchscheidungen (10.11.2003, Christoph Kolde)

Der Nebel lag dicht über dem Land, als ich am Mittwoch Vormittag schwitzend meinen Bootswagen mit all dem Gerödel über die Wiesen vom Straußfurter Bahnhof zum Staudamm schob. Leider verwehrte mir der Nebel auch den Blick über den Stausee - schade. Hier hinter der Staumauer hätte ich gut einsetzen können, doch die beiden Schwellen in wenigen Metern rauschten schon...
Wahrscheinlich wären sie fahrbar gewesen, doch: Sicher ist sicher, ich wechselte mit viel Mühe über die Straßenbrücke auf die rechte Flußseite und setzte unterhalb der Steinschütten am Steilufer ein. Die Unstrut war hier noch eher ein großer Bach, kanalisiert zwar, aber mit munterer Strömung und einigen Schnellen. Alles bei diesem Wasserpegel (unter normal) kein Problem für ein Faltboot. Leider änderte sich der Flußcharakter bald: Die Unstrut wurde breiter und träger.
Die Tage sind kurz in dieser Jahreszeit, die Sonne stand tief, als ich am Wehr in Sömmerda am Bootshaus aussetzte. Die Leute hier waren ausgesprochen gastfreundlich - so beschloß ich, mein Zelt hier aufzuschlagen. Lebensmittel gibt es nur wenige Minuten entfernt in der Altstadt am Markt.

Am nächsten Morgen lag das Eis noch auf dem Zelt, als ich meinen Kaffee schlürfte und Bernhard - seinen Packen vor sich herschiebend - vom Bahnhof kam. Als wir schließlich auf dem Wasser waren, wärmte die Sonne sehr angenehm. Der Auslauf des Wildwasserkanals sah bedrohlich aus...
Bernhard schaffte es beim ersten Anlauf, ich wurde zwei mal zurückgeschoben. Beim dritten Mal nahm ich richtig Anlauf, fuhr mit Schwung ganz links hoch auf das Polster, daß das Wasser am "Prallhang" bildete, paddelte wie wild über den Wasserberg und an der Rückseite in die ablaufende Strömung - geschafft. Die nächste Steinschütte fuhren wir problemlos ganz rechts, an der Eisenbahnbrücke dann in der Mitte. An der Mündung der Lossa, gleich neben der Brücke (km 98,2) fanden wir einen wurderschönen Biwakplatz - natürlich mit alter Feuerstelle auf der Wiese. Da es schon gegen 17.00 Uhr dunkel war, folgte ein langer Abend am Lagerfeuer.

Der Freitag begann nebelig, windig und kalt und blieb es den ganzen Tag über. Das wärmende Lagerfeuer mußten wir irgendwann doch verlassen. Die Stelle mit der Spundwand an der Straßenbrücke in Riethgen haben wir umtragen: Wir konnten keine gerade Durchfahrt erkennen. Etwas weiter eine angenehme Überraschung: Die Umtragestelle am Wehr in Oldisleben war nun wesentlich einfacher als erwartet. Dort wird gerade gebaut, an der rechten Seite ist nun hinter dem Wehr eine schräge Rampe ins Wasser aufgeschüttet. Wir hoben die Boote einfach über die (zu dem Zeitpunkt) trockene Wehrkrone und gingen über den aufgeschütteten Weg. Auch hinter dem Wehr war das Wasser tief genug zum paddeln. Gummistiefel also umsonst mitgenommen.

Auf der weiteren Strecke wehte uns ständig ein kräftiger Wind feuchtkalt ins Gesicht, der Streckenverlauf war eintönig, kanalähnlich. Ziemlich erschöpft und ausgekühlt entschlossen wir uns an der Schleuse in Ritteburg für Komfort: Zelte aufbauen, heiße Dusche, warme Gaststube mit warmem Essen - wo schätzt und genießt man so viel Gutes sonst so bewußt und intensiv? Sogar unser mitgebrachtes Frühstück konnten wir am nächsten Morgen in der warmen Gaststube einnehmen, der Betreiber brachte uns netterweise frische Brötchen aus dem Dorf (wir haben alle Grüße ausgerichtet!). Das alles für 5,- Euro (inklusive Dusche)...

Der Samstag begann freundlicher. Sonne ließ den Gegenwind erträglicher erscheinen, die Brückenschwälle waren alle fahrbar und eine angenehme Abwechslung, die Landschaft wieder interessanter. In Roßleben ließen sich gut Lebensmittel (Grillgut) und Getränke (Glühwein) nachkaufen. Wir fanden eine schöne Biwakstelle kurz hinter Memleben. Nachteil: viel kalter Wind, wir begegneten dem mit viel warmen Feuer (viel Holz!) und viel Glühwein.

Sonntag Morgen: Dickes Eis auf den Zelten, erst etwas Sonne, dann Nebel. Ein kurzes Stehfrühstück in der Kälte (kein Feuer), dann schnell auf's Wasser: An unserem letzten Tag wollten wir früher starten - d.h. gegen 10.00 Uhr, was bei diesem Wetter sehr früh ist - um noch etwas paddeln zu können. Die Sonne saugte den dicken Nebel irgendwann weg - ein herrlicher Tag. Die Unstrut wurde immer schöner, naturbelassener. Kurz nach 14.00 Uhr setzten wir an dem wunderschönen Biwakplatz in Kirchscheidungen aus, packten in Ruhe zusammen und stiegen 16.16* in die Burgenlandbahn. Aus dem Zug heraus konnten wir bis Naumburg immer Mal noch einen Blick auf den Fluß und das hier wunderschöne Unstruttal werfen: Klar, hier kommen wir wieder her, mit den Booten im Gepäck. Während unsere Gedanken noch bei den vergangenen Tagen waren, freuten wir uns doch schon auf die warme Stube und die heiße Dusche zuhause...

P.S.: Danke nochmal an alle für die Unterstützung bei der Vorbereitung, besonders an Olli.

Grüße
Christoph

© Christoph Kolde, Original im Faltboot-Forum