Merseburg

  • Saale-km: 117,0 li
  • Postleitzahl: 06217
  • Tel.-Vorwahl: 03461

Merseburg liegt am linken Saaleufer südlich von Halle.

Geschichtliches:

  • Die Besiedlung Merseburgs ist seit der Jungsteinzeit nachweisbar. Funde aus den Gräbern der Band- und Schnurkeramik, der Bronzezeit, der ausgehenden Hallstattzeit, der römischen Kaiserzeit, der Völkerwanderungszeit und der slawischen Siedlungsspuren befinden sich im Merseburger Museum. Eine erste Erwähnung Merseburgs erfolgte zwischen 830 und 850 im Hersfelder Zehntverzeichnis als "Mersiburg".
  • Merseburg wurde zu Beginn des 10. Jh. unter Heinrich I. (um 875-936), er hat die Tochter des Merseburger Grafen Erwin geheiratet, zur Pfalz ausgebaut. Die vorhandene Burg auf dem Burgberg wurde mit massiven Mauern umgeben, es wurden Befestigungsanlagen errichtet. Heinrich I. besiegte 933 die eindringenden Ungarn, er ließ daraufhin den Speisesaal mit Fresken ausschmücken.
  • 968 wurde von Otto I. (Sohn Heinrich I.) in Merseburg ein Bistum errichtet, nachdem die Ungarn in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg 955 endgültig geschlagen wurden. Otto der Große starb 973.
  • Bereits 1012 wurde ein Benediktinerkloster erwähnt.
  • Für Heinrich II. (973-1024) war Merseburg von allen Pfalzorten der beliebteste Aufenthaltsort und er ließ 1015-21 den Dom errichten. Zu späterer Zeit wurde der Bau umgestaltet.
  • In den Jahren 1012 bis 1018 verfaßte Thietmar (975-1018), Domherr in Magdeburg, ab 1009 Bischof von Merseburg, als bedeutendster Historiograph seiner Epoche, eine aus 8 Büchern bestehende Chronik (Thietmari Merseburgensis episcopi chronicon). Sie ist vor allem eine wichtige Quelle für die Regierungszeiten Ottos III., Heinrich II. und für die Geschichte der Slawen. Thietmar gehörte zu der Hochadelsfamilie des sächsischen Grafenhauses von Walbeck. Noch heute erhebt sich die Ruine Walbeck auf einem mehr als 20 m hohen Muschelkalkfelsen über dem gleichnamigen Ort an der Aller. Die Sicherung des Grenzlandes gegen die östlich der Saale siedelnden Slawen mußte ständig betrieben werden. Die Sage berichtet, dass hier Attilas Grab und Schwert zu finden seien.
  • Rudolf von Schwaben verlor 1080 in der Schlacht bei Hohenmölsen gegen Heinrich IV. (1050-1106) im persönlichen Kampf sein Leben. Er wurde im Merseburger Dom bestattet.
  • Von 933 bis 1213 tagten die deutschen Kaiser mehr als 20 mal in Merseburg, die Stadt war Reichsmittelpunkt.
  • 1188 existierte bereits eine Saalebrücke und Kaiser Barbarossa (1122-1190) beurkundete einen neuen Markt, den künftigen Vorort Neumarkt. Im Mittelalter profitierte Merseburg von seiner bevorzugten Lage als Handels- und Hansestadt an der Saale-Elbe-Grenzlinie. 1218/19 wurde der Markt am linken Saaleufer durch eine Stadtmauer geschützt, die sich an die bereits befestigte Domfreiheit anschloss.
  • 1473 wurde die erste Druckerei betrieben.
  • Unter dem "Rabenbischof" Thilo von Trotha (1466-1514) wird die dreiflüglige Schlossanlage, deren vierter Flügel durch den Dom gebildet wird, neu gestaltet. In Merseburg residierten insgesamt 43 Bischöfe.
  • Am 3. Mai 1525 (Reformationszeit und Bauernkrieg) flüchtete Bischof Adolf von Merseburg aufgrund von Unruhen nach Leipzig. Die Merseburger Bürger und Bauern verfassten 16 Merseburger Artikel, die sich gegen die ständig neuen Dienste und Abgaben (Steuern für Wasser, Holz, Weideland, Acker; weiterhin Abgabe von Kleinvieh, Bußgeldern u.a.) richteten. Am 8. Mai 1525 wurde versucht, die Domfreiheit zu stürmen. Die Gerichtsverhandlung im Juni führte dazu, dass am 10. Juni 4 Bürger und 4 Bauern auf dem Merseburger Markt geköpft wurden.
  • 1561 setzt sich nach dem Tod des letzten katholischen Bischofs die Reformation durch. Das Benediktinerkloster wird der Kirche genommen und teilweise abgerissen.
  • 1575 ging aus der alten Domschule das Domgymnasium hervor, berühmte Schüler waren Christian Reuter (Komödienschreiber) und Ernst Haeckel (Biologe).
  • Von 1656-1738 war Merseburg die Residenzstadt der Herzöge von Sachsen-Merseburg und es setzte eine rege Bautätigkeit mit kulturellem Aufschwung ein. Danach befand sie sich bis 1815 unter kursächsischer Verwaltung. Nach dem Wiener Kongress wurde sie Hauptstadt des gleichnamigen preußischen Regierungsbezirkes in der Provinz Sachsen bis 1945.
  • 1832 erfolgte der Zusammenschluss der Vorstädte Altenburg und Neumarkt mit dem Dombezirk und der inneren Stadt.
  • 1846 erhält Merseburg Anschluss an die Bahnlinie Halle - Naumburg.
  • Der Bau der Eisenbahnlinie Merseburg - Leipzig wurde 1915 begonnen, 1919 fuhren die ersten Züge von Merseburg nach Leuna, 1928 bis Zöschen und ab 1931 bis Leipzig-Leutzsch. Die Bahnverbindung bestand bis zum 23.5.1998.
  • Merseburg wurde in den letzten 100 Jahren zum Zentrum einer Industrieregion. Die Braunkohlenvorkommen des Geiseltals wurden erschlossen, die Chemiebetriebe Leuna (1916) und Buna (1936) siedelten sich an.
  • 1935 wurde ein Militärflugplatz gebaut und eine Fliegergarnison stationiert. Im gleichen Jahr wurde der Umgehungskanal bei Merseburg mit einer Schleppzugschleuse gebaut und zum größten Teil fertiggestellt. Dieser Kanal umgeht Merseburg und soll die Schleusen Meuschau und Rischmühle ersetzen, wurde aber nie dem Verkehr übergeben. Im 2. Weltkrieg wurde die Schleppzugschleuse beschädigt und einige der neuen Schleusenhäuser brannten aus. Sie wurden wieder aufgebaut und sind bewohnt.
  • Im 2. Weltkrieg litt Merseburg unter den Bombardierungen (20 Luftangriffe).
  • Merseburg ist Wissenschaftsstandort (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Fachhochschule).
  • Seit 1994 existiert der Landkreis Merseburg-Querfurt mit Merseburg als Kreisstadt.
  • 1995 erfolgte die Eingemeindung von Meuschau.
  • Am 21.4.2003 wurde der Teilabschnitt der Autobahn A 38 zwischen Merseburg-Süd und Leuna für den Verkehr freigegeben.

Sehenswürdigkeiten:

Schloss Merseburg
  • Das Merseburger Schloss wurde unter Bischof Heinrich von Warin (1245-65) auf dem Pfalzgelände angelegt. Unter Bischof Thilo von Trotha (1466-1514) erfolgte der Neubau und unter Herzog Johann Georg I. von Sachsen ab 1605 ein Um- und Erweiterungsbau durch Melchior Brenner. 1944/45 wurde der Ostflügel zerstört, der 1971 wieder aufgebaut war. In diesem Ostflügel befindet sich das Kulturhistorische Museum mit Dauerausstellungen zur Kulturgeschichte und Lebensweise in der Region, Perlarbeiten aus zwei Jahrhunderten, Europas umfangreichster Feuerzeugsammlung sowie Makonde-Holzschnitzereien aus Afrika und aktuelle Ausstellungen. Domplatz 9, Öffnungszeiten: Di-So 9-17 Uhr (16.30 Uhr letzter Einlass), Tel. 401318.
    An der Westseite des Schlosses erinnert heute noch der historische Rabenkäfig an die bekannte Rabensage. Nachdem der Bischof seinen Diener des Diebstahls an seinem wertvollen Siegelring bezichtigte und hinrichten ließ, fand man später auf dem durch Sturm abgedeckten Dach des Domes in einem Rabennest den Ring des Bischofs. Als Mahnung für maßvolle Urteilsabwägung wurde ein Rabe in einem Steinkäfig gefangen gehalten.
    Der Schlossgarten diente vom 10.-13. Jh. als königlicher Wirtschaftshof und wurde Ende des 17. Jh. als Garten angelegt. Der um 1730 von Johann Michael Hoppenhaupt erbaute Schlossgartensalon ist für Konzerte, Kongresse und Tagungen geeignet. In der Säulenhalle befanden sich ursprünglich Statuen antiker Götter.
  • Mit dem Dom "St. Laurentii et Johannes baptistae" und der Neumarktkirche "St. Thomae" ist Merseburg in die "Straße der Romanik" integriert. 1015 erfolgte die Grundsteinlegung und 1021 in Anwesenheit Kaiser Heinrich II. die Weihe des Domes und 1042 die Weihe der frühromanischen Hallenkrypta in Anwesenheit Kaiser Heinrich III.. Chor und Querhaus wurden um 1230 erneuert, Vorhalle um 1230, Langhaus von 1510-17 und um 1535 wurde die Vorhalle eingewölbt. Im Innern sind die Grabplatte von Rudolf von Schwaben und die weltberühmte Ladegast-Orgel von 1855 mit 5687 Pfeifen und barockem Prospekt zu sehen.
    Öffnungszeiten: März bis Oktober Mo.-Sa. 9.00 - 18.00 und So., kirchlicher Feiertag 12.00 - 18.00 Uhr
    November bis Februar Mo.-Sa. 10.00 - 16.00 und So., kirchlicher Feiertag 12.00 - 16.00 Uhr, Tel. 03445/230110
    Die Neumarktkirche "St. Thomae" wurde 1188 in einer Urkunde Kaiser Friedrichs I. Barbarossa erstmalig erwähnt.
  • Das Petri-Kloster und die Altenburger Kirche "St. Viti" wurden 1012 erstmals erwähnt. Das Kloster war bis 1561 Benediktinerabtei und wurde danach teilweise abgebrochen. Die Kirche "St. Viti" ist seit dem 12. Jh. Pfarrkirche mit baulichen Veränderungen in Gotik und Barock.
  • Die obere Wasserkunst wurde als turmartiger Barockbau 1738 von J. M. Hoppenhaupt zur Versorgung des Schlosses mit Saalewasser gebaut.
  • Die Kirche "St. Sixti" wurde 1045 erstmals erwähnt und ist seit dem 30-jährigen Krieg eine Ruine. 1888/89 baute man den Kirchturm zum Wasserturm um.
  • Das "Krumme Tor" ist das äußere Tor der Burgbefestigung von 1430 mit rekonstruiertem Torbogen von 1888.
  • Das Ständehaus wurde 1892-95 als Parlamentsgebäude für die preußische Provinz Sachsen erbaut. Im großen Sitzungssaal sind Gemälde zur Geschichte der Provinz zu sehen, gemalt von Hugo Vogel (1897-1900).
  • Das Zech'sche Palais (1782 erbaut) war von 1825-95 Sitz des Provinzialständetages der preußischen Provinz Sachsen.
  • Die Stadtkirche "St. Maximi" (mit 74 m höchstes Bauwerk Merseburgs) wurde vermutlich Ende des 10. Jh. gegründet. Von 1432-1501 erfolgte ein Neubau als spätgotische Hallenkirche. Der neugotische Turm entstand erst 1867-1872.
  • An der heute nur in Resten vorhandenen Stadtmauer von 1218/19 steht der Eulenturm als Befestigungsturm.
  • Das Alte Rathaus (Burgstr.) mit dem Renaissance-Erker wurde 1478 erbaut und 1561-1568 von Nickel erweitert. Hervorzuheben sind zahlreiche Wappentafeln an der Rathausfassade.
  • Auf dem Markt steht der 1545 errichtete Staupenbrunnen, dessen Brunnenaufsatz 1681 erneuert wurde.
  • Im Deutschen Chemie-Museum Merseburg (Fachhochschule Merseburg, Geusaer Str.) sind seit dem Jahre 2000 mehr als 1500 Exponate im Freiluft-Technikpark zu besichtigen. Viele der Ausstellungsstücke sind einmalig in der Welt und zeugen von der Leistung deutscher Ingenieure und Wissenschaftler. Kontakt: Sachzeugen der Chemischen Industrie e.V., Öffnungszeiten: April und Okt. 14-17 Uhr, Mai-Sept. 10-17 Uhr; Nov.-März nach Anmeldung, Tel. 462269, Fax 462270
  • Im Luftfahrt-Technik-Museums-Park (Kastanienpromenade 50) sind Flugzeuge von 1918 bis heute, Gas- und Heißluftballone sowie DDR- und Ostblock-Fahrzeuge aller Art zu sehen. Tel. 525776, 525777, Fax 525778, Öffnungszeiten: Die-Do 9-16 Uhr, Fr 9-14 Uhr, Sa/So 10-17 Uhr
  • Südpark mit Tiergehege (Hirsche, Damwild, Wildschweine, viele Haustiere und Vögel)

Wandern und Radwandern:

  • Das Hohendorfer Holz und der Stadtpark reizen zu ausgedehnten Spaziergängen.
  • Der Saaleradweg führt entlang der Saale durch das Stadtgebiet von Merseburg mit vielen reizvollen Ausblicken. Er beginnt im Norden der Stadt an der "Eichhornquelle" und führt zur Bootshaus-Gaststätte, zur Quelle "Arnimsruh" (benannt nach dem zwischen 1838-41 Regierungspräsidenten Heinrich Graf von Arnim), vorbei am Krankenhaus und Merseburg-Information hinauf zum Schloss mit Schlossgarten und "Schlossquelle". Weiter geht es in Richtung Bahnhof vorbei am Vorderen und Hinteren Gotthardteich in den Südpark.
  • Westlich von Merseburg befindet sich das Landschaftsschutzgebiet "Elster-Luppe-Aue". Es ist der größte Waldkomplex im Zentrum des Industriegebietes Halle-Merseburg-Leipzig, Rast- und Brutgebiet für heimische Greifvögel (z.B. Rotmilan) sowie eine der größten Graureiherbrutkolonien Deutschlands. Durch die Elster-Luppe-Aue führt der Radweg "Salzstrasse" auf historischen Salzhandelswegen von Merseburg zur Landesgrenze Sachsen (ca. 25 km).
  • Weitere Infos: Radlerverein Merseburg e.V., Ansprechpartner: Hans-Peter Ewers, Naumburger Str. 3, Tel. 215770

Freizeit und Erholung:

  • DRK-Wasserwacht Merseburg-Querfurt e.V. (06217 Merseburg), Gerichtshain 5, Tel. 47520
  • DLRG Ortsgruppe Leuna/Merseburg. e.V., Geschäftsstelle: Rössen 10, 06237 Leuna, Tel. 03461/810021, Fax 03461/810012
  • Anforderung von Hilfeleistungen (bei Havarien u.ä.), Tel. 401255
  • Saalewanderer 1885 e.V., Leunaer Str. 32a, 06217 Merseburg, Ansprechpartnerin: Mandy Jaehnke, Tel. 0151/22002374, Wassersportverein direkt am Saaleradwanderweg gelegen, Übernachtungsmöglichkeit für Rad- und Wasserwanderer, Gastliegeplätze für Motorboote
  • Kanu-Verein Merseburg e.V., Ansprechpartner: Markus Becker, Hugo-Vogt-Str. 15
    Der Kanu-Verein Merseburg e.V. war am 23.6.2001 Gastgeber eines kleinen Slalomwettkampfes auf Slalomstrecke am Schloss-Wehr, die erst im vorigen Jahr von den Merseburger Sportfreunden für den Slalomsport wiederentdeckt und wettkampftauglich eingerichtet wurde und auch den routinierten Kanuten ansprechendes Wildwasser bietet und zur Zeit die beste an der Saale ist.
  • Paddelclub Merseburg, 06132 Halle, Querfurter Str. 27
  • Merseburger Rudergesellschaft e.V., Bootshaus Am Stadtpark, Tel. 215151, Ansprechpartner Herr Selle, Tel. 210265
  • MC Saale Merseburg, PSF 1506
  • Angelsportverein Olymp. Alltag Merseburg, Apothekenstr. 6, Tel. 03461/212875
  • TC Plankton e.V., Naumburger Str. 200, Tel. 03461/501804
  • Schwimmhalle (Leunaer Str.) mit Sauna und Kraftraum, Behinderten- und Seniorenschwimmbecken, Wassergymnastik, Rettungsschwimmen, Badeparty's, Tauchsport, Tel. 214173
  • "Kegelparadies Merseburg" (Leunaweg) mit 8-Bahnen-Automatikanlage für Vereine, Gruppen und Einzelpersonen und gepflegter Gastlichkeit, Tel. 215015
  • Achterbahn-Bowling, Hallesche Str. 42, Tel. 215858
  • Gaststätten und Unterkünfte:

Regelmäßige Veranstaltungen:

  • Großer Karnevalsumzug vor Rosenmontag, Tel. 03443/302970
  • Schlossfestspiele (Anfang Juni), Tel. 214170
  • Merseburger Altstadtfest
  • Merseburger Orgeltage (Mai bis September)
  • Regionalmesse Merseburg auf der Rischmühleninsel (September), Tel. 214170
  • Museumstage im September, Tel. 401318
  • Schlossgrabenfestival

Verkehrsanbindungen:

  • Autobahn:
    • A38 Göttingen - Leipzig (noch in Bau) Abschnitt Merseburg - Kreuz Rippachtal (A9)
  • Bundesstraßen:
    • B91 Halle - Merseburg - Weißenfels
    • B181 Merseburg - Leipzig
  • Bahnverbindungen:
    • Strecke Halle - Merseburg - Weißenfels - Naumburg
    • Straßenbahn-Linien der Halleschen Verkehrs-AG nach Schkopau, Halle, Leuna, Bad Dürrenberg
  • Busverbindungen:
    • nach Merseburg, Weißenfels, Halle, Lützen, Markranstädt, Querfurt und in die Nachbarorte

Informationen:

Nächster Ort flussabwärts: Halle