Neinstedt

  • km: 101,5 re
  • Postleitzahl: 06502
  • Tel.-Vorwahl: 03947

Neinstedt liegt am nordöstlichen Harzrand, nur wenige Kilometer östlich von Thale am rechten Bodeufer.

Geschichtliches:

  • Neinstedt wurde als "Nienstede" 1236 erstmalig erwähnt, ist aber wahrscheinlich schon viel älter. Die Siedlung wurde als germanisches Haufendorf angelegt.
  • Nach einem Bericht des Klosters Korvei hatte Neinstedt im 13. Jh. 13 Hofstellen.
  • Das Kloster Michaelstein hatte später Land in Neinstedt vom Kloster Korvei gekauft. Der Wirtschaftshof vom Kloster Michaelstein hat zur Entwicklung von Neinstedt beigetragen.
  • 1351 traten die Grafen von Regenstein eine Hälfte von Neinstedt an das Bistum Halberstadt ab, von wo es dann als erbliches Lehen an an die Herren von Hoym auf Stecklenberg ging. 1599 starben die Regensteiner Grafen aus. Ihr Besitz ging an Braunschweig, später an den Grafen Tättenbach. Doch dieser verlor das Gebiet bals wieder, da er sich des Hochverrats schuldig gemacht hatte. Danach wollte sich Braunschweig das Gebiet gewaltsam angeignen, aber auch die Brandenburger hatten Interesse daran und besetzten es. 1661 wurden diese Streitigkeiten sogar im Dorf ausgetragen, es kam zum sogennanten "Schlüssel- und Klöppelkrieg". Zuerst besetzte das Blankenburger Konsortium die Neinstedter Pfarre und nahm den Kirchenschlüssel mit, dann nahmen die Brandenburger den Pfarrer gefangen ..., nach einigem hin und her erzwangen die Brandenburger schließlich wieder die Herausgabe von Kirchenschlüssel und Glockenklöppel.
  • 1712 kam der Anteil der Stecklenberger an Preußen. Das Amt wurde zum königlichen Domänenamt umgewandelt und die Neinstedter Bauern zum Dienst nach Stecklenberg verpflichtet.
  • Mit der Errichtung des Königreiches Westphalen 1807 kam auch Neinstedt unter französische Herrschaft. Es gehörte 1808-13 zum Saaledepartement, Distrikt Blankenburg, Kanton Westerhausen.
  • In der Regierungszeit Friedrich des Großen ist der Ort angewachsen, bis 1860 auf ca. 100 Häuser und 700 Einwohner.
  • Die Berge des Harzvorlandes sind wenig fruchtbar und die Böden dazwischen sehr steinig. Außerdem gehörten viele Äcker dem Gutshof Stecklenberg, so dass die Neinstedter Feldflur sehr klein war. Es gab folglich nur wenige Bauern, die von der Landwirtschaft leben konnten. Andere Dorfbewohner arbeiteten als Fischer, Holzarbeiter, in den Ziegelhütten und in der Blechhütte Thale. Einige Familien sammelten im nahen Wald Kräuter, Beeren oder Bucheckern, aus denen man in der Ölmühle Öl herstellte.
  • Die Bode führte damals mehr Wasser, da man sie noch nicht reguliert hatte. Hinter Thale teilte sie sich in die Wilde Bode und den Mühlgraben. Schon früh nutzten die Neinstedter die Wasserkraft und trieben damit 2 Öl- und 2 Mehlmühlen an. 1599 baute man das Wehr, um auch Weddersleben mit Wasser zu versorgen.
  • Die Gemeinde tauschte später ihren Wald gegen Äcker, was die landwirtschaftliche Versorgung des Dorfes verbesserte. Aus den Neinstedter Wäldern wurden dann jedoch kahle Berge.
  • Viele Straßen durchzogen das Harzvorland und verbanden die kleinen Siedlungen und Dörfer. Bedeutend waren der Heßweg (Ermsleben - Rieder, durch Gernröder- und Suderöder Flur, am Bückeberg vorbei, durch Neinstedt - Warnstedt - Westerhausen - Wernigerode), der Kohlweg (Neinstedt - am Aholzturm und Bicklingerwarthe vorbei nach Badeborn und Aschersleben) und der Heerweg (von Quedlinburg über den heutigen Stadtweg - Niederstraße zum Südausgang von Neinstedt in Richtung Gebirge).
  • Die Chaussee nach Thale wurde etwa 1840 gebaut. Jedes Fuhrwerk, das sie benutzte, mußte am Wegehaus einen "Sechser" Wegegeld zahlen.
  • Am Ortsausgang an der Bode führte eine Furt und eine kleine Holzbrücke ans andere Ufer. Doch bei den häufigen Hochwassern ertranken viele Tiere auf dieser Furt. Die 1862 errichtete Eisenbahnstrecke machte einen richtigen Brückenbau dann dringend notwendig. Man stritt jedoch erstmal über die Finanzierung. Nachdem man sich einigen konnte, nannte man die 1884 fertiggestellte Brücke "Friedensbrücke".
  • Die Neinstedter waren früher sehr abergläubisch und ängstlich. Was man sich nicht erklären konnte, schrieb man dem Einfluß böser Geister zu. Wer nicht an solchen Spuk glaubte, bekam die Geschichte vom Schäfer erzählt: Auch dieser glaubte zunächst nicht an Gespenster. Als er mit seiner Schafherde eines Nachts auf der Stoppelweide übernachten wollte, knurrten plötzlich die Hunde. Dunkle Gestalten und ein Reiter mit einem Totenkopf auf einem kopflosen Pferd kamen vom Harz aus näher. Schafe und Hunde liefen erschrocken davon und auch der Schäfer trat die Flucht an. Am nächsten Morgen sammelte er seine Schafe, die in der Gegend verstreut waren, wieder ein und erzählte den Neinstedtern sein nächtliches Erlebnis. Fortan glaubte auch er an Spuk und Gespenster.
  • Ein alter Neinstedter Brauch ging am 3. Weihnachtsfeiertag mit dem "Erbsenbär" einher. Ein junger Handwerksbursche wurde aufgegriffen und ganz mit Stroh umwickelt. Unter dem Jubel der Jugend führte man den "Bären" nun von Haus zu Haus, um Eßwaren zu sammeln. Die Leute wollten diese übermütige Gesellschaft schnell wieder loswerden, also gaben sie etwas. Abends wurden dann die gesammelten Gaben verzehrt.
  • Alte Volksheilmittel haben sich über viele Jahrhunderte weitergegeben. Besondere Heilkraft wurde dem Wasser der Bäche nachgesagt. Der Gerberbach am Waldesrand zwischen Neinstedt und Thale soll kranke Augen heilen, der Sixterbach am Südausgang von Neinstedt hilft bei inneren Krankheiten und das Bodewasser heilte krankes Vieh, wenn es in der Nacht vom Ostersamstag zum -sonntag geholt wurde. Man bewahrte es das ganze jahr über in Flaschen auf.
  • Der Pfarrer Philipp Nathusius, der seit 1850 das Gut Lindenhof in Neinstedt besaß, ließ Um- und Neubauten vornehmen und richtete 1861 ein Rettungshaus für verwahrloste Knaben und eine Ausbildungsstätte für Diakone ein. Daraus entstanden die heute noch bestehenden Neinstedter Anstalten.
  • Zum Ende des 2. Weltkrieges mußte Neinstedt Evakuierten und Ausgebombten Zuflucht gewähren. Vom 10.9.1943 sind die ersten 20 Bombengeschädigten nachgewiesen. Am 6.4.1945 waren 1349 Flüchtlinge gemeldet.
  • Die Wehrmacht nutzte die Neinstedter Anstalten als Lazarett. So war das Dorf auch mit verwundeten deutschen Soldaten gefüllt. An den Ortseingansschildern hingen Tafeln mit der Aufschrift "Sanitätsstadt Neinstedt" und auf den Dächern der Lazarettgebäude waren rote Kreuze angebracht, um sie vor Luftbeschüssen zu bewahren. Trotzdem wurden sie vom 17.-19.4.1945 von amerikanischen Tieffliegern beschossen. Am Vormittag des 19.4. besetzten amerikanische Truppen Neinstedt, im Juni lösten die Briten sie ab und am 1.7.1945 zog die Rote Armee ein. Ein Großteil der Verwundeten hatte Neinstedt inzwischen verlassen, da sie Angst vor der russischen Kriegsgefangenschaft hatten. Am 17.7. wurde das Lazarett nach Goslar verlegt.

Sehenswürdigkeiten:

  • Die Dorfkirche ist ein Bruchsteinbau mit längsrechteckigem Grundriss und vorgesetztem Westturm. Ein Umbau erfolgte 1564. Im 18. Jh. wurden die Piechen an beiden Seiten eingebaut und im 19. Jh. wurde die flache Holztonne eingebaut. Sehenswert im Inneren sind die Sakramentsnische (1481), ein geschnitzter Renaissance-Altaraufsatz (1594) und mehrere Epitaphe (u.a. von 1558). Im Turminneren sind einige zugemauerte Rundbogenfenster zu erkennen.
  • Der "Kirchbrunnen" ist eine kleine Quelle, die am Fuße des Kirchberges entspringt. Der Volksmund weiß zu berichten, dass jeder, der von dieser Quelle trinkt, wieder nach Neinstedt zurückkommt.

Wandern und Radwandern:

  • Gute Wandermöglichkeiten bietet der Harz. Wanderziele sind z.B. die Stecklenburg, Bad Suderode und auch Thale mit dem Hexentanzplatz und der Roßtrappe (siehe auch Informationen unter Thale).
  • Der Europaradweg "R1" führt aus Richtung Thale kommend durch Neinstedt und weiter in Richtung Gernrode.

Freizeit und Erholung:

Verkehrsanbindungen:

  • Bundesstraßen:
    • B6 Wernigerode - Quedlinburg - Halle (ca. 6km entfernt)
  • Bahnverbindungen:
    • Verbindungen nach Thale, Quedlinburg, Halberstadt, Auskunft über INSA
  • Busverbindungen:
    • nach Thale, Quedlinburg, Halberstadt, Gernrode, Bad Suderode, Friedrichsbrunn, Auskunft über INSA

Informationen: